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Texte zur Kunst

Die Texte zur Kunst haben am Wochenende ihr 20-jähriges Bestehen mit einem rauschenden Kolloquium im Berliner Hebbeltheater gefeiert. Eine Menge prominenter Redner/innen und schlappe 250 Teilnehmer beweisen: Die Zeitschrift mit dem coolen linken Image ist immer noch Kult. Ich war nur am Samstag abend da, das letzte Panel begann um 22 Uhr (!). Redner und Diskutanden waren Helmut Draxler, Julia Rebentisch, Jutta Koether und - ehrlich - T.J. Clark. Von Psychoanalyse bis Frankfurter Schule war alles vertreten, für den Uneingeweihten durchaus schwere Kost. Clark hat seit seinen Anfängen als linker Sozialhistoriker der Kunst die erstaunlichste Wandlung durchgemacht und konnte am lebendigsten zum Thema des Panels "From the Anti-Aesthetic to Aesthetic Experience" beitragen. Den Verdacht, dass sich in dieser Entwicklung eine politische Restauration andeute (die - so könnte man ergänzen - in Parallele zur Wende seit 1989 zu stellen wäre), konterte Clark mit einer anrührenden Solidarisierung mit den englischen Studierenden, die zur Zeit den Aufstand gegen die Privatisierung des Bildungssystems proben. Seine verwandelte Idee von der Kunst hat Clark in Büchern der letzten 10 Jahre dargelegt. Dem eigenen frühen Ansatz wirft er Kunstvergessenheit vor und besteht auf der Widerständigkeit eines Bildnerischen, das sich aller - auch sprachlichen - Vereinnahmung entzieht und gerade damit zum Stachel im Fleisch des Systems werden kann. Hört man dem inzwischen wieder nach England zurückgekehrten Emeritus aus Berkeley zu, so könnte man fast auf die Idee kommen, hier äussere sich ein wieder zum Leben erweckter Max Imdahl!

 

Berlin hat sich mit dieser Veranstaltung mal wieder als Ort avancierten intellektuellen Kulturlebens hervorgetan. Gerade auch jenseits des routinierten akademischen Tagungsbetriebs.

1 Kommentar(e)

  • Ein Bericht des Kolloquiums war auch im Feuilleton der "Süddeutschen Zeitung" vom 14. Dezember 2010 zu lesen. Aber viel habe ich nicht verstanden. Worum geht es eigentlich den Autoren in "Texte zur Kunst"?

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