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Courbet in Frankfurt

 

 

 

 

Gustave Courbet: Das war vor noch nicht allzu langer Zeit der Bannerträger einer linken Kunstgeschichte, die im Gleichschritt mit ihrem Heros den Mief der Vergangenheit wegzuwischen sich anschickte. Sein emanzipatorisches Werk spannte sich auf zwischen einer fast überheblichen Selbstdarstellung im Atelier-Bild, das von manchen für ein Jahrhundertbild gehalten wurde, und seiner Teilnahme am Sturz der Napoleon-Säule auf der Place Vendome. Schaut man sich die in der Frankfurter Schirn bis Januar gezeigte Ausstellung an, so überwiegen andere Akzente. Hier dominiert nicht mehr der politische Aktivist, sondern der Träumer, der seinen programmatischen Realismus selber transzendiert und moderne Formen der Wirklichkeitssteigerung präformiert. Dabei ist besonders interessant, dass mit Klaus Herding hier ein Protagonist der linken Kunstgeschichte verantwortlich zeichnet, einer zudem, der als einer der führenden Vertreter der Frankreich-Forschung in Deutschland gelten kann.

 

Nun ist es nicht so, dass der frühe Herding die jetzt vorherrschenden Aspekte nicht auch schon gesehen hätte. Und auch der aktuelle Courbet ist kein völlig unpolitischer geworden. Festzuhalten ist aber doch, dass ganz im Gefolge der gesellschaftlichen Umschwünge der letzten Jahrzehnte hier nicht mehr der soziale Künstler dominiert, sondern der Individualist, weniger der artiste engagé als der introvertierte Phantast. Verschwiegen sei daneben nicht, dass auch Kenner auf ihre Kosten kommen, werden doch eine Reihe von Bildern aus Privatbesitz gezeigt, die man nicht alle Tage sieht.

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