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Fachkenntnisse im Kunstmarkt

Am 31. März 2009 fand im Museum für Bildende Künste Leipzig ein „Branchenhearing“ der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung zum Kunstmarkt statt, der Teil der Kunst- und Kulturbranche ist, wozu außerdem Presse- und Buchmarkt sowie Darstellende Künste, Architektur, Design, Musik- und Filmwirtschaft gehören. Die gesamte Branche zählt zu den größten Arbeitgebern Deutschlands (132 Milliarden Euro Umsatz bei 1 Million Erwerbstätigen; Zahlen 2008). Die Redebeiträge sind einsehbar unter: http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/Publikationen/Dokumentationen/inititaive-kultur-und-kreativwirtschaft-kunstmarkt-leipzig,property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf

 

16 % der Erwerbstätigen der Branche arbeiten im Kunsthandel. Auch wenn keine detaillierten Zahlen vorliegen, kann man doch annehmen, dass der größte Teil eine kunsthistorische Ausbildung genossen hat. Klaus Gerrit Friese, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Galerien und Editionen (BVDG) berichtete, dass sich sein Verband seit drei Jahren bemühe, einen Studiengang an der Universität Köln zu initiieren mit dem Ziel „Professionalisierung und Fachkenntnis im Kunsthandel“ (S. 41).

Markus Eisenbeis vom Bundesverband deutscher Kunstversteigerer e.V. bemängelte in seinem Diskussionsbeitrag (S. 49), dass „zu viele Kunsthistoriker ausgebildet“ werden. Er plädierte für höhere Hürden, auch wenn „das Niveau mit der Einführung des Bachelors etwas angezogen“ habe, einer Aussage, die von Seiten der Lehrenden und Studierenden anders klingt. Recht ist ihm allerdings zu geben hinsichtlich fehlender praxisnaher Vermittlung von Kenntnissen. Diese erscheint aus Sicht des Faches wichtig, um die Position der universitären Ausbildung gegenüber dem Handel zu stärken, denn Galerist ist kein Ausbildungsberuf. Vieles läuft zwar im „Learing-by-Doing-Verfahren, doch seine wahren Fähigkeiten hat der Kunsthistoriker im Studium erworben wie u.a. den sorgfältigen Umgang mit historischen Informationen oder die Eignung, mit Texten komplexe künstlerische Positionen zu vermitteln. Aus diesen Gründen greift der Handel gerne auf Kunsthistoriker zurück. Wissenschaftliche und textliche Kompetenzen reichen jedoch nicht, es bedarf einer Unterrichtung in Betriebswirtschaft, Marketing, Öffentlichkeitsarbeit und Objekthandling, sonst heißt es, wie kürzlich ein Galerist, der wie viele seiner Kollegen keinerlei akademische Vorbildung hat, über seinen Praktikanten spottete: „12 Semester Kunstgeschichte - aber er kann noch nicht einmal ein Bild einpacken!“

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