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DFG bricht Förderung der Kunstbibliotheken ab

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert seit ca. 35 Jahren führende kunsthistorische Bibliotheken mit substantiellen Beträgen, die in manchen Fällen ein Drittel des gesamten zur Verfügung stehenden Haushaltes betreffen. Diese Förderung soll mit sofortiger Wirkung eingestellt werden.

 

Wer z.B. einmal in der Bibliothek des Zentralinstitutes für Kunstgeschichte in München gearbeitet hat, weiß, was es heißt, eine wirklich exzellente  Einrichtung zu benutzen. Damit meine ich wirkliche Exzellenz  und nicht prätentiös antragsrhetorisch aufgebrezelte Möchtegern-Exzellenz. In dieser Bibliothek ist über Jahrzehnte hinweg das kunstgeschichtliche Buchwesen mit einer Intensität und Kennerschaft gesammelt worden, dass man - etwa wenn man sich für französische Kunst interessiert - besser nach München kommt als nach Paris. Und auch diejenigen, die nicht die Möglichkeit haben, profitieren: Die internet-gestützte Erschließung der Bestände ist vorbildlich und dadurch weltweit nutzbar.

 

Angesichts des prozentualen Anteils, den die DFG zuschießt, steht zu erwarten, dass es mit dieser Herrlichkeit bald vorbei sein dürfte. Vielleicht ist in diesem Zusammenhang auch noch einmal sinnvoll, daran zu erinnern, dass Bücher weiterhin eine fundamentale Rolle in der Wissenschaft spielen, obwohl man ja zuweilen den Eindruck hat, dass alles über die ominöse Vernetzung geregelt werden kann. Wenn Sie sich mit dieser Perspektive nicht anfreunden können, sollten Sie dem DFG-Präsidenten einen netten Brief schreiben!

15 Kommentar(e)

  • Volker Schümmer
    14.01.2010 17:05

    In der Druckausgabe der FAZ vom 13. Januar 2010 (leider nicht online) setzt sich Julia Voss kritisch mit dem neuen DFG-Förderprogramm ”Förderung herausragender Forschungsbibliotheken” auseinander. Zu recht äußert sie Unverständnis darüber, dass die bisherige fast vier Jahrzehnte währende kontinuierliche finanzielle Unterstützung der Erwerbungsaktivitäten der großen deutschen kunsthistorischen Spezialbibliotheken durch die DFG nun durch ein Programm ersetzt werden soll, in dem "Forschungsbibliotheken" Mittel für "zeitlich begrenzte und projektgebundene Maßnahmen" beantragen können. Dagegen hält sie: "Der Witz einer Bibliothek ist, dass hier kontinuierlich und breit gesammelt wird." Ihre Schlussfolgerung: was bei der neuen, angeblich der "Profilschärfung" dienenden Förderpolitik herauskomme, könne man, "wenn man will, auch die Einführung der Fachfachbibliothek nennen. In die gehen irgendwann nur noch die spezialisierten Spezialwissenschaftler. Für die Dauer genau eines Projekts."

  • Volker Schümmer
    13.01.2010 15:39

    Update zu meinem gestrigen Kommentar: auf der DFG-Website findet man unter Aktuelles > Ausschreibungen: Informationen für die Wissenschaft > Gesamtliste der laufenden Ausschreibungen einen mit "Forschungsbibliotheken als Zentren wissenschaftlicher Arbeit" überschriebenen Text, der das bereits erwähnte neue Förderprogramm ("Förderung herausragender Forschungsbibliotheken") charakterisieren soll.

  • Volker Schümmer
    12.01.2010 12:45

    Die Ausschreibung für das neue Förderprogramm ("Förderung herausragender Forschungsbibliotheken") ist jetzt auf der Website der DFG abrufbar (PDF-Datei).

  • Rüdiger Hoyer
    16.12.2009 13:55

    Die offizielle Verlautbarung der DFG ist publiziert in Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie (ZfBB) 56.2009, 5, S.301 ("Evaluierung des Förderprogramms für Spezialbibliotheken im Rahmen des 'Überregionalen Literaturversorgungssystems'. Geplante Einrichtung eines neuen Förderprogramms.")
    Die Ausschreibung für das neue Förderprogramm ist offenbar noch nicht publiziert.

  • Hubertus Kohle
    16.12.2009 09:21

    Ich kann auf die berechtigte Frage von KuHi leider nur mit dem Verweis auf den Artikel in der FAZ von heute (16.12.) antworten. Auf der DFG-Homepage erscheint es - so weit ich sehe - nicht. Da werden immer nur die Erfolgsmeldungen veröffentlicht
    Hubertus Kohle

  • Volker Schümmer
    16.12.2009 08:52

    Sie finden im soeben erschienenen Heft 12 (Dezember 2009) der Kunstchronik einen einschlägigen Artikel von Rüdiger Hoyer (Kunstbibliotheken im 21. Jahrhundert - nicht mit der DFG?). Vgl. auch den gestrigen Blog-Beitrag von Joachim Brand und den heutigen Artikel in der FAZ ("DFG fördert keine Kunstbibliotheken mehr: der Dampfer läuft auf Grund", 16.12.2009).

  • KuHi
    16.12.2009 07:54

    Die Quelle zu dem Bericht? Oder findet man sowas auf der DFG-Homepage ;)

  • >sollten Sie dem DFG-Präsidenten einen netten >Brief schreiben

    ok.

  • oder auch nicht. :)

  • wir haben versagt!:(

  • Sabrina
    13.12.2009 14:52

    Ach so war das also mit der "Exzellenz-Initiative" gemeint....

    Ich bleibe trotzdem tapfer bei meinem Kunstgeschichtsstudium!

  • Sebastian Jung
    12.12.2009 15:45

    Da sieht man mal wieder, wie weit es mit der Wertschätzung der Geisteswissenschaften gekommen ist. Projekte in diesem Bereich scheinen selbst der DFG nicht mehr prestigeträchtig und effizient genug zu sein. Und dabei dachte ich bisher eigentlich immer, dass die DFG eine der letzten Bastionen für nachhaltige Forschungsunternehmen sei.

  • Dr. Rüdiger Hoyer
    12.12.2009 14:24

    NOTA: Die derzeitige DFG-Förderung läuft Ende 2010 aus.

  • Sie sagen es! Ein Skandall!

  • Thomas Biolek
    11.12.2009 13:33

    Unfassbar! Ein Skandal!

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