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Der Krimi um Vasaris Archiv

Um Giorgio Vasaris Archiv in Arezzo ist ein öffentlicher Streit entbrannt, seit der Corriere della Sera berichtet hat, dass ein anonymer, russischer Käufer den gesamten schriftlichen Nachlass für 150 Millionen Euro erworben hat. Der Nachlass Vasaris befand sich schon lange im Familienbesitz der Familie Rasponi-Spinelli und wurde für die kunsthistorische Forschung erst 1909 von Giovanni Poggi entdeckt. Dem Vasari-Forscher Karl Frey gelang es jedoch kurz darauf, das gesamte Material mit Hilfe des damaligen Reichsinnenministerium nach Berlin zu verbringen, wo er auf den Quellen sitzend, ungestört durch die Konkurrenz der Kollegen, an der Edition des Nachlasses arbeitete. Julius von Schlosser kommentierte damals schon treffend: „Dem Entdecker Poggi wurde nämlich sein Fund in ziemlich brutaler [...] Weise entwunden; […].“

Sollte sich die Geschichte wiederholen? Steht uns kurz vor dem 500. Geburtstag des „Vaters der Kunstgeschichte“ wieder ein Streit um Vasaris Nachlass ins Haus? Die Familie Rasponi-Spinelli hatte den Nachlass an Giovanni Festari verkauft, dessen Erben nun scheinbar seinerseits einen stattlichen Kaufpreis einstreichen konnten. Die Kulturschutzgesetze in Italien verhindern jedenfalls, dass der Nachlass aus der Casa Vasari in Arezzo entfernt werden kann. Insofern sollten sich die Auswirkungen des neuerlichen Besitzerwechsels in Grenzen halten. Der überhöhte Kaufpreis, der einen Ankauf durch den italienischen Staat unmöglich machte, führt möglicherweise dazu, dass die Staatsanwaltschaft ein Verfahren eröffnet. Denn es ist naheliegend, dass der Kaufpreis künstlich in die Höhe getrieben wurde, um den Wechsel in den Staatsbesitz zu verhindern.

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