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Evaluation

Was heutzutage nicht evaluiert wird, ist nichts wert. Das gilt zunehmend auch für die Wissenschaft. Der Wissenschaftsrat, höchstes planend und eben evaulierend agierendes Wissenschaftsgremium in Deutschland, veranstaltete am letzten Freitag ein Hearing zum Thema „Rating geisteswissenschaftlicher Forschung in Deutschland“. Sehr schnell wurde klar, dass erstens die Universtitätsleitungen hieran ein großes Interesse haben, weil sie verlässliche Daten zur „Ressourcenallokation“ brauchen, auf deutsch: zur Entscheidung, welches Fach wie viele finanzielle Mittel bekommt, und dass zweitens die Evaulierten sich eher sträuben. In diesem Fall waren es die Historiker, die als nächstes bewertet werden sollen. Nachdem bislang die Leistungen eines Faches und seiner Vertreter/innen zumeist auf der Basis ihrer Drittmitteleinnahmen bewertet werden, steht jetzt eine differenzierte quantitative und qualitative Analyse der Publikationstätigkeit auf dem Plan. Quantitativ meint: Die Anzahl der Publikationen und die Häufigkeit, mit der diese zitiert werden. Es liegt auf der Hand, dass so etwas erst im Zeitalter der Computer und umfangreicher Datenbanken überhaupt denkbar wird. Qualitativ ist noch viel aufwändiger: Ausgewählte Gutachter sollen hier die Schriften ihrer Kollegen lesen und bewerten. Der an sich verständliche, wenn auch sehr zeitintensive Vorgang stößt u.a. deswegen auf Widerspruch, weil hier Daten gesammelt werden, die sehr schnell veralten können. Wird ein Institut im Jahr 2009 als herausragend bewertet, so kann sich das schon im darauffolgenden Jahr geändert haben, weil ein Mitglied dieses Institutes wegberufen wurde. Und andersherum. Dementsprechend ist unklar, ob die Historiker/innen das Spiel überhaupt mit sich spielen lassen, das der Wissenschaftsrat mit ihnen vorhat. Was würde wohl die Kunstgeschichte sagen? Ich habe da eine sehr klare Prognose: Sie würde noch entschiedener dagegen sein. Und in der Tat ist es ja auch keine schöne Aussicht, eventuell irgendwo im hinteren Mittelfeld geratet zu werden.

 

Übrigens noch ein Vorschlag. Die hohen Herren vom Wissenschaftsrat (Damen sind sporadisch auch dabei) sollten sich mal überlegen, was die neuen Medien so an Mitteln anbieten, um derartige Verfahren sachgerechter und damit akzeptabler durchzuführen, als das bislang der Fall war. Stichwort Web 2.0: Mit einer intelligent designten Web 2.0 –Anwendung könnte man ganze Fachgemeinden (das heißt heutzutage: „Fachcommunities“) in den Bewertungsprozess einbeziehen und damit die Skepsis vielleicht ein wenig verringern

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