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Kunstbibliotheken im 21. Jahrhundert

Ein Expertengespräch der Arbeitsgemeinschaft der Kunstbibliotheken (AKB)

Die Arbeitsgemeinschaft der Kunstbibliotheken (AKB) veranstaltet am 7. und 8. Mai 2009 in Berlin ein Expertengespräch unter dem Titel „Kunstbibliotheken im 21. Jahrhundert", das sich mit den Herausforderungen der digitalen Wissensrevolution und mit den möglichen Strategien zu ihrer Bewältigung beschäftigen wird.  Die AKB möchte mit eingeladenen Informationsspezialisten, Fachwissenschaftlern und Bibliothekaren die künftige Zusammenarbeit der deutschen Kunstbibliotheken diskutieren und sowohl zentrale Aspekte der überregionalen Informationsversorgung im digitalen Zeitalter thematisieren, als auch ein Forum für einen Dialog anbieten, in dem Kunsthistoriker ihre Vorstellungen zum Literaturbedarf und zu den Serviceleistungen der Kunstbibliotheken formulieren können. Beitrag

Ausführlicher programmatischer Text

 

Der Programmblock „Anforderungen an Infrastruktur und Service der Kunstbibliotheken aus fachwissenschaftlicher Sicht" soll als Dialog gestaltet werden, in dem Kunsthistoriker ihre Vorstellungen zum Literaturbedarf und zu den Serviceleistungen der Kunstbibliotheken formulieren können. Die Beiträge sollen in durchaus zugespitzten Thesen möglichst das gesamte Meinungsspektrum zum Leistungsangebot von Kunstbibliotheken abbilden.  Wir wünschen uns von den Wissenschaftlern eine möglichst konkrete Schilderung von Nutzungsszenarien. Hierbei geht es z.B. um die Frage, welche Rolle die einzelnen Medien mit ihren je spezifischen Eigenschaften spielen, wie recherchiert wird, wie das Verhältnis der vorhandenen zu den genutzten Rechercheinstrumenten eingeschätzt wird, welche Bibliotheksangebote und welche Bibliotheksinfrastruktur besonders positiv beurteilt werden, welche negativen Beispiele sich finden lassen und in welcher Richtung sich die Bibliotheken entwickeln sollten, um eine noch engere Verschränkung von Wissenschaft und spezialisierten Fachbibliotheken zu erreichen.

 

Neben den Statements der eingeladenen Fachkollegen möchten wir auch Anmerkungen, Fragen und Anregungen von Nutzerinnen und Nutzern von Kunstbibliotheken in die Diskussion einbeziehen. Wenn Sie als Leserin oder Leser dieses Textes Anmerkungen, Fragen, Kritik oder Wünsche zu den heutigen und künftigen Angeboten der Kunstbibliotheken haben, dann möchte ich Sie herzlich einladen, mir diese entweder durch die Nutzung der Kommentarfunktion am Ende dieses Textes oder direkt per E-mail zukommen zu lassen.

 

Eine persönliche Teilnahme an der Veranstaltung ist für interessierte Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker möglich. Da nur eine begrenzte Zahl von Sitzplätzen zur Verfügung steht, bitte ich um eine vorherige schriftliche Anmeldung.

 

Kontakt:

Dr. Joachim Brand (Vorsitzender der AKB)

Kunstbibliothek - Staatliche Museen zu Berlin

Matthäikirchplatz 6

D-10785 Berlin-Tiergarten

 

Tel. (+49) 030 / 266 2045

Fax (+49) 030 / 266 2958

E-mail: j.brand@smb.spk-berlin.de

 

Veranstaltungsort:

Staatliche Museen zu Berlin, Vortragssaal im Kunstgewerbemuseum am Kulturforum.

Der Zugang erfolgt über die Kunstbibliothek, Matthäikirchplatz 6, D-10785 Berlin-Tiergarten.

 

Termin:

Donnerstag, 7.5.2009 und Freitag, 8.5.2009

Programm 7. Mai

Programm 8. Mai

Kunstbibliotheken im 21. Jahrhundert

Ein Expertengespräch der Arbeitsgemeinschaft der Kunstbibliotheken

Kunstbibliothek, Berlin

Bibliothek des Kunsthistorischen Instituts in Florenz, Max-Planck-Institut

Kunst und Museumsbibliothek, Köln

Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg

Bibliothek des Zentralinstituts für Kunstgeschichte, München

Bibliotheca Hertziana, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Rom

Bibliothek der Abteilung Rom des Deutschen Archäologischen Instituts

 

Kunstbibliotheken besitzen für die Kultur- und Geisteswissenschaften eine einzigartige Schlüsselfunktion als Archive der textlichen und der bildlichen Quellen sowie der kulturellen und wissenschaftlichen Überlieferung. Ihre Aufgabe, die Wissenschaft, die Museen und die Denkmalpflege bei der Bewahrung und Erforschung des kulturellen Erbes zu unterstützen, wird in Deutschland kooperativ von den in der Arbeitsgemeinschaft der Kunstbibliotheken zusammengeschlossenen Institutionen erfüllt. In dieser „verteilten nationalen Kunstbibliothek" konnten mit Förderung durch die DFG in den vergangenen 36 Jahren exzellente Literaturbestände in den großen Kunststädten Berlin, Florenz, Köln, München und Rom aufgebaut, sachgerecht erschlossen und der kunsthistorischen Forschung im Präsenzzugriff bereit gestellt werden. Das Bewusstsein über den grenzüberschreitenden Kontext der europäischen Kunst sowie über zentrale fachspezifisch-methodische Traditionen der Kunstforschung prägte den Aufbau des Förderprogramms, in das folgerichtig auch die Bibliotheken der deutschen Forschungsinstitute in Italien einbezogen wurden. Diese grenzüberschreitende Anlage des Programms hat wissenschaftliche Standards gesetzt und ermöglicht heute eine überregionale Spitzenversorgung in mehreren Zentren mit je eigenen künstlerischen Traditionen.

 

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts stehen die Kunstbibliotheken am Ende des Gutenbergzeitalters, das von einer digitalen Ära abgelöst wird, deren Veränderungspotential man mit den Schlagworten Digitalisierung, Sozialisierung und Globalisierung der Produktion, Distribution und Rezeption des menschlichen Wissens charakterisieren kann. Was bis vor wenigen Jahren als Wandel wahrgenommen wurde, der von Bibliotheken mit technologischen und organisatorischen Anpassungsleistungen zu meistern zu sein schien, offenbart zunehmend seinen Charakter als wirkliche Revolution, die auch die dem Bibliothekswesen zugrunde liegenden wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Sinnsysteme verändert. Bibliotheken werden ihre Monopolstellung als Zugangs- und Gedächtnisinstitutionen des Wissens an riesige Datenspeicher wie Google oder JSTOR verlieren. Traditionelle Schriftenklassen lösen sich in der Kommunikation und Intertextualität flüchtiger Netzinhalte auf, die kein geistiges Eigentum im Sinne des Urheberrechtes kennen und als Teil einer „remix culture" die Wissensproduktion radikal verändern. Es ist fraglich, ob das Paradigma der Individualforschung die Kunstwissenschaft auch in Zukunft trägt, oder ob die kollektive Intelligenz sozialer Netzwerke neue Formen der Wissensgewinnung generiert. Die strikte Rollentrennung zwischen den Bibliothekaren als aktiv auswählenden, sammelnden und erschließenden Wissensverwaltern und den Bibliotheksbenutzern als bloßen Rezipienten wird in den neuen digitalen Wissens- und Forschungsumgebungen aufgehoben. Das Netz ist global und in der digitalen Welt werden nur die Einrichtungen überleben, die sich vernetzen und intensiv kooperieren.

 

Für die Kunstwissenschaften und die Kunstbibliotheken sind diese digitale Wissensrevolution und ihre Auswirkungen ebenso eine praktische Herausforderung, wie auch ein Thema wissenschaftlicher Forschung und Theoriebildung. Die Arbeitsgemeinschaft der Kunstbibliotheken möchte im Rahmen eines zweitägigen Expertengesprächs mit eingeladenen Informationsspezialisten, Fachwissenschaftlern und Bibliothekaren die künftige Zusammenarbeit der Kunstbibliotheken im Rahmen des Sammelschwerpunktprogramms unter den durch die Digitalisierung und die kollaborativen Arbeitsprozesse veränderten Rahmenbedingungen diskutieren. Hierbei werden auch zentrale Aspekte der überregionalen Informationsversorgung thematisiert, wie der Ausbau und die Integration von Fachportalen und Informationswerkzeugen, die überregionale elektronische Volltextversorgung, die Digitalisierung und Langzeitarchivierung sowie das Angebot neuer Informationsdienste und die Optimierung bestehender Dienste wie der Dokumentlieferung und der Fernleihe. Hinzu treten kooperations- und forschungspolitische Aspekte und der Ausbau nationaler und internationaler Kooperationen.

 

Weiterhin soll die Veranstaltung ein Forum für einen Dialog zwischen Wissenschaftlern, Informationsspezialisten und Bibliothekaren sein, in dem Fachwissenschaftler ihre Vorstellungen zum Literaturbedarf und zu sonstigen Serviceleistungen der Kunstbibliotheken formulieren können. Hierbei sollte auch deutlich werden, wie Kunstwissenschaftler das System der überregionalen Literaturversorgung nutzen, welche Rolle die Erschließung spielt und als wie wichtig der Präsenzzugriff in gut ausgestatteten Spezialbibliotheken für die Zukunft eingeschätzt wird. Eine Definition von Leistungsanforderungen an eine Kombination aus lokaler, überregionaler und digitaler Literaturversorgung aus fachwissenschaftlicher Sicht ist ein Ziel des Gesprächs.

Programm 7. Mai 2009

10.00 Uhr: Begrüßung und Einführung in das Thema und das Programm

Dr. Joachim Brand (Kunstbibliothek, Berlin)

 

Kunstbibliotheken im Wandel

 

Moderation: Dr. Andreas Thielemann (Bibliotheca Hertziana, Rom)

 

10.30 Uhr: Förderstrategien der DFG im digitalen Zeitalter

Dr. Anne Lipp (Deutsche Forschungsgemeinschaft, Bonn)

 

11.00 Uhr: Das kunsthistorische Publikationswesen und die Kunstbibliotheken der Zukunft

Dr. Rüdiger Hoyer (Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München)

 

11.30 - 12.00 Uhr Kaffeepause

 

12.00 Uhr: artlibraries.net

Dr. Jan Simane (Kunsthistorisches Institut, Florenz)

 

12.30 Uhr: Zur Weiterentwicklung von arthistoricum.net

Dr. Maria Effinger (Universitätsbibliothek Heidelberg), Dr. Volker Schümmer (Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München)

 

13.00 Uhr: Zur Weiterentwicklung der ViFa Art

Dr. Jens Bove (Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden)

 

13.30 Uhr: Propylaeum Search

Dr. Monika Linder, Dr. Thomas Fröhlich (Deutsches Archäologisches Institut, Berlin und Rom)

 

14.00 - 15.00 Uhr: Mittagspause

 

Anforderungen an Infrastruktur und Service der Kunstbibliotheken aus fachwissenschaftlicher Sicht

 

15.00 - 18.00 Uhr Moderation: Dr. Jan Simane (Kunsthistorisches Institut, Florenz)

 

Kurze Statements von:

 

Dr. Matthias Bruhn (Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, Berlin)

Prof. Dr. Wolf Tegethoff (Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München)

Dr. Stefan Weppelmann (Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin)

Dr. Norbert Zimmermann (Institut für Kulturgeschichte der Antike der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien)

PD Dr. Philipp Zitzlsperger (Humboldt Universität zu Berlin)

 

Fragen und Anregungen von Nutzern von arthistoricum.net

Fragen und Anregungen aus dem Publikum

Diskussion

Programm 8. Mai 2009

Kunstwissenschaften im digitalen Zeitalter

Moderation: Dr. Moritz Wullen (Kunstbibliothek, Berlin)

 

9.30 Uhr: Die Remix culture und ihre Folgen für die Kunstwissenschaft
PD Dr. Holger Simon (Universität zu Köln)

 

10.00 Uhr: N.N.

10.30 Uhr: Kooperative Kunstgeschichte
Prof. Dr. Hubertus Kohle (Ludwig-Maximilians-Universität München)

 

11.00 - 11.30 Uhr Kaffeepause

Bibliotheken und Wissensorganisation im digitalen Zeitalter

Moderation: Dr. Rüdiger Hoyer (Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München)

 

11.30 Uhr: Spezialbibliotheken im digitalen Zeitalter
Barbara Schneider-Kempf (Staatsbibliothek zu Berlin)

 

12.00 Uhr: Semantische Kontextualisierung von Beständen aus Kunstbibliotheken und Museen am Beispiel Europeana
Prof. Dr. Stefan Gradmann (Humboldt Universität zu Berlin, Institut für Bibliothekswissenschaft)

 

12.30 Uhr: Digitale Information im Forschungskontext
Urs Schöpflin (Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin)

 

13.30 Uhr: The Future of Searching for Scholarly Literature
Dr. Erik Nemeth (Getty Research Institute, Los Angeles CA)

 

13.30 - 14.30 Uhr: Mittagspause

Expertengespräch zu den strategischen Optionen der Kunstbibliotheken

 

14.30 - 16.30 Uhr Moderation: Dr. Joachim Brand (Kunstbibliothek, Berlin)

 

Dr. Achim Bonte (Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden)
Prof. Dr. Gudrun Gersmann (Deutsches Historisches Institut, Paris)
Dr. Rüdiger Hoyer (Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München)
Prof. Dr. Hubertus Kohle (Ludwig-Maximilians-Universität München)
Dr. Veit Probst (Universitätsbibliothek Heidelberg)
Dr. Jan Simane (Kunsthistorisches Institut, Florenz)
Prof. Dr. Wolf Tegethoff (Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München)

4 Kommentar(e)

  • Rüdiger Hoyer
    06.04.2009 20:58

    Ergänzend zu dem Kommentar von Hubertus Kohle: Dieser evoziert den voraussehbaren Lauf der Dinge für die Bibliotheken im Allgemeinen. Digitalisierungen werden die Nutzung eines großen Teil der Bibliotheksbestände in geisteswissenschaftlichen Fächern stark senken. Verschwinden werden aber nicht so sehr die Bibliotheken als vielmehr die Bibliothekare alter Schule mit ihren gewohnten Katalogisierungsaufgaben. In dem Maße, wie sich das Publikationswesen elektronischen Formen zuwendet, wird jedoch z. B. der Bedarf an Fachleuten für die intellektuelle Produktion von international verwendbaren Referenzdaten (Normdaten) für den Publikationen unmittelbar beigegebene Metadaten, für Suchmaschinen, Tagging und Volltextindexierung steigen, ferner der Bedarf an effizienten Interfaces für die fachspezifische Informationsversorgung. Andererseits läßt gerade die zu konstatierende anhaltende Blüte des als gestalterisches Objekt konzipierten Kunstbuches, auch im Bereich der Gegenwartskunst, vermuten, daß ein bedeutender Teil der Bestände der Kunstbibliotheken auf lange Zeit, vielleicht nie ein adäquates digitales Pendant haben wird. Was wiederum mitnichten die massenhafte Entstehung digitaler (Online-)Galeriekataloge, Künstler-"Bücher", Reiseführer, Ausstellungskataloge etc. verhindern wird. Orte, an denen beide Formen für die Fachwelt unter bestmöglichen technischen Bedingungen unter Anbindung an die persönlichen Ressourcen konsultiert werden können, mögen irgendwann nicht mehr (Kunst-)Bibliothek heißen, werden aber schon aus Gründen der demokratischen Verfügbarmachung des Maximums an fachlich verwertbaren Informationen in ihrer Privilegiertheit von vitaler Notwendigkeit sein.

  • Albrecht Pohlmann
    31.03.2009 08:57

    Der neueste Kommentar ermutigt mich, ebenfalls Bedenken einzustreuen - die ich als begeistertem Nutzer digitalisierter Literatur schon seit längerem hege. Digitalisierte Bilder lassen Qualitäten ihrer gedruckten Vorlagen. Und tatsächlich gehen einige der sekundären sinnlichen Buch- und Bildqualitäten verloren.
    Aber auch etwas anderes: Die Bibliotheken werden die Digitalisierungsarbeit in ihren nationalen bzw. internationalen Verbünden koordinieren, und ein Buch, das einmal in Halle digitalisiert ist, wird nicht zusätzlich in Berlin digitalisiert werden. - Aber: einzelne Exemplare einer Auflage können sich unterscheiden, Beilagen, Anhänge, Verlagsanzeigen usw. müssen nicht in allen gleichermaßen enthalten sein. Und sie können mit Exlibris und persönlichen Zusätzen der Vorbesitzer versehen sein. - Ein (fiktives, aber mögliches) Beispiel: Das Ex. der hallischen UB von Chevreuls Farbenharmonie in der Bearbeitung von Jaennicke, 2. Aufl., Stuttgart 1902, enthält als Vorbesitzerstempel den von Schultze-Naumburg sowie Anmerkungen von seiner Hand. Ein Zeugnis für die ernsthafte Beschäftigung dieses Künstlers, der selbst ein Handbuch der Malerei verfaßt hat, mit Farbharmonielehren. - Würde aber lediglich das Ex. der Berliner Staatsbibliothek digitalisiert, welches als Bibliotheksexemplar erworben wurde und keine solchen individuellen Zusätze enthält, wäre dies künftig der Referenztext für alle Nutzer, und an das hallische Ex. würde man vermutlich schon aus Bestandsschutzgründen nur noch schwer herankommen.
    Der Vorteil der Digitalisierung könnte hier darin bestehen, daß der online zugänglich gemachte Text mit Anmerkungen zu den Abweichungen anderer Exemplare und ihren Standorten versehen werden könnte.

  • Heinrich Dilly
    31.03.2009 05:07

    Kommentar zu Hubertus Kohles erstem Beitrag: Eine zweite Aufgabe sehe ich darin, die Originale a) wenn unbedingt nötig zu restaurieren, b) auf jeden Fall zu konservieren und c) denjenigen, die diese nur noch 'verflüssigt' kennen, die vormaligen Funktionen des Mediums Buch und Bild zu vermitteln. Denn wer weiss dann noch das zu schätzen, wie ein jedes Buch anders riecht, wie schwer es ist, wie es sich angefasst hat, wo es überhaupt stand, wie daraus gelesen wurde....?

  • Hubertus Kohle
    20.03.2009 18:46

    Ich kann ja schon mal ankündigen, worum es in meinem Vortrag in Berlin wohl gehen wird. Dabei beziehe ich mich auf zwei Beiträge in diesem blog, die ich schon mit Blick auf die Konferenz verfasst habe: Social tagging und The medium is the message. Momentan und bis auf weiteres sind alle möglichen Akteure - unter anderem auch die (Kunst)Bibliotheken - damit beschäftigt, die gedruckte Hinterlassenschaft der Geistesgeschichte ins digitale Medium zu übertragen. (By the way: Wenn die öffentlichen Institutionen sich früh genug darauf geeinigt hätten, dies zu tun, dann müsste man es heutzutage nicht solchen privatwirtschaftlichen Gesellschaften wie google überlassen, die ein Monopol aufbauen, das vielleicht doch nicht so harmlos ist). Es steht in den Sternen, womit sich dann Bibliotheken beschäftigen werden!? Denn: wenn ich alles an meinem Arbeitsplatz abrufen kann, warum soll ich dann noch in die Bibliothek gehen? Hier ein Vorschlag, womit sich die Bibliotheken dann befassen könnten.
    Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die Bibliotheken in ihrem gesamten Bestand auf meinen Computer zu bringen, ist eine ebenso verrückte wie erstrebenswerte Perspektive. Aber ein Text/Bild im digitalen Medium ist etwas ganz anderes als ein Text/Bild im Druck. Beides verflüssigt sich und wird - sehr viel ausdrücklicher als vorher - zum Bestandteil eines interaktiven Gefüges, einer Kooperation. Um hier nicht alles vorweg zu nehmen: Bilder werden im Internet Gegenstand einer weltweiten Kommentierung, Texte zum Fluchtpunkt einer ebenso weltweiten Diskussion. Wenn Bibliotheken die Aufgabe übernehmen, diesen durchgreifenden Prozess zu moderieren ud zu organsieren, dann mache ich mir um ihre Zukunft keine Sorgen. Wenn nicht, allerdings schon!

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