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Karneval – ein Fest für Karikaturisten!

Während der Rheinische Karneval in die Zielgerade der närrischen Woche einbiegt, hier noch schnell ein Blick in eine Narretei aus dem Jahr 1834. Traditionell gelten ja die „tollen Tage“ vor der Fastenzeit als eine kurze Zeitspanne, in der Ausgelassenheit und Leichtsinn, Rollenwechsel und „Aus der Rolle fallen“ erlaubt sind – so auch für Karikaturisten!

Am 30. Januar 1834 veröffentlichte der nicht weiter bekannte Karikaturist de Korff eine Federlithografie in der Zeitschrift La Caricature. Wie damals üblich, um die strengen Zensurbestimmungen zu umschiffen, steht die zentrale Figur auf dem Parkett des Ballsaals der Pariser Oper mit dem Rücken zum Betrachter. Nur wenige Andeutungen genügen und es ist nicht nur dem damaligen Zeitungsleser klar, dass hier kein geringerer als König Louis-Philippe von Frankreich gemeint ist. Die Statur seines Körpers und der markante Backenbart galten als bereits etablierte ikonografische Zeichen von hohem Wiedererkennungswert. Hinter dem Rücken des „Paillasse“, des Clowns – oder auch „Strohsacks“ – macht sich ein mit vielen Glöckchen versehener Narr zu schaffen. Er ist skizziert eine Birne auf das Gewand des Clowns. Auch dies war ein Symbol für das birnenförmige Aussehen des Königs. Obwohl der Narr dies kaum geräuschlos ausführen kann, nimmt der König-Clown keinerlei Notiz von der Missetat. Er ist zu sehr abgelenkt von einem zweiten Narr, der vor seiner Nase einen Tanz aufführt. Mit Schelmenblick und wedelndem Zeigefinger entzieht Charles Philippon dem König eine Kladde. Philippon als Herausgeber der Karikaturzeitschrift La Caricature hält treibt ein doppeltes Spiel. Sein Werkzeug der gespitzten Feder ist griffbereit, die Kladde mit der Aufschrift Caricature jedoch geschlossen. Was er wirklich im Schilde führt, spielt sich hinter dem Rücken des Königs ab. Dort übernimmt die 1832 erstmals erschienene Zeitschrift Le Charivari mit neuen Mitteln die Aufgabe, das Treiben auf der politischen Bühne kritisch zu beobachten – trotz aller Zensurmaßnahmen. Auch die ihr angehängten Alarmglöckchen können sie nicht daran hindern, aktiv zu werden.

Es waren damals närrische Zeiten, in denen die Zeichner alle ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln im Kampf um die freie Meinungsäußerung zu nutzen wussten. Und dies nicht nur während der wenigen „tollen“ Tage des Jahres. Insofern können wir uns fragen, ob für Karikaturisten nicht doch das ganze Jahr über Karneval ist.

Ein Blogbeitrag für das Themenportal CARICATURE

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