blog.arthistoricum.net

Mal wieder die Urheberrechte ...

Vor ein paar Wochen fand in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen eine Tagung zum Thema "Museen im digitalen Raum" statt. Unter anderem gab es da eine Podiumsdiskussion zu dem immerwährenden Thema "Kunst und Copyright". Wer sich erwartet hatte, dass Unklarheit durch Klarheit ersetzt wird, sah sich getäuscht. Der Gegenstand ist so kompliziert, dass auch Juristen nicht unbedingt den Durchblick zu haben scheinen.

Widerwillig gebe ich zu, dass bei dieser Podiumsdiskussion am souveränsten diejenigen aufgetreten sind, die eher restriktiv im Umgang mit urheberrechtlichen Beschränkungen argumentierten. Das hing natürlich auch mit ihrer beruflichen Stellung zusammen - und mit der Tatsache, das ihre Position auf den ersten Blick plausibler erscheint. Denn: Wer etwas produziert, soll auch dafür bezahlt werden. Da war einmal Dr. Anke Schierholz, Justiziarin der VG Bild-Kunst, und zweitens Hanns-Peter Frentz, Leiter der bpk-Bildagentur in Berlin, die zuletzt dadurch von sich reden machte, dass sie eine dicke Geldspritze von der Bundesregierung bekommt. Ich habe diese Agentur einschl. ihrer regierungsamtlichen Verhätschelung bislang immer negativ gesehen, weil sie den in meinen Augen notwendigen Trend zum Open Access auch in der Museumslandschaft unterwandert. Aber die Argumentation von Frentz hatte doch etwas: Mit seiner Agentur kann er rechtlich einwandfreie und qualitativ hochwertige Bildreproduktionen liefern. Daran sind kommerzielle Anbieter sehr interessiert und auch bereit, dafür zu zahlen. Es spricht in den Augen des Mannes gar nichts dagegen, dass dieselben Angebote auch auf den Internet-Präsenzen der Museen gemacht werden, eventuell in einer niedrigeren, aber immer noch brauchbaren Auflösung, und eben kostenlos. Er gab sich überzeugt, dass die Nachfragenden, die schnell eine Lösung brauchen, sich trotzdem weiterhin bei der bpk bedienen würden, auch wenn das dann nicht umsonst sei.

Altdorfers Alexanderschlacht, die bei den Staatsgemäldesammlungen mit einer Auflösung von ca. 700 x 1000 (kostenlos), bei der bpk mit ca. 1000 x 1600 angeboten wird. Vermutlich kann die Agentur aber Besseres liefern (kostenpflichtig). Die niederigere Auflösung ist für Webanwendungen völlig ausreichend und kann auch als Druckvorlage für kleine Abbildungen dienen. Die Creative Commons Lizenz ist CC BY-SA 4.0, schließt also sogar kommerzielle Zwecke nicht aus.

Die Lösung ist reizvoll. Sie koppelt die kommerziell überhaupt verwendbaren Bilder aus - so weit ich mich erinnere, sprach Frentz davon, dass dies nur etwa 3% des Gesamtbestandes seien - und versucht mit diesen den Museen eine Refinanzierungsmöglichkeit zu liefern. Das heißt im Umkehrschluss, dass 97% kommerziell uninteressant sind und daher auch - wichtig! - Open Access angeboten werden können. Man darf ergänzen: angeboten werden sollten, wenn nicht müssen. Denn für diese 97% trifft die von Kennern immer wieder gemachte Bemerkung zu, dass der Verwaltungsaufwand höher ist als die Einnahmen, die generiert werden können.

Könnte das nicht ein gangbarer Weg sein, der alle Seiten zufrieden stellt? Oder bin ich mal wieder zu naiv und habe die Fallstricke übersehen?

0 Kommentar(e)

Kommentar

Kontakt

Kommentar

Absenden