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Duolingo

Neuartiger Fremdsprachenunterricht mit methodischem Potential nach oben

Über "Massive Open Online Courses" (MOOCs) ist auch hier schon berichtet worden. Das innovative Potential für die Lehre scheint mir mit solchen Kursen aber bei weitem noch nicht ausgereizt. Wohin die Reise gehen könnte, demonstriert duolingo, mit dem Fremdsprachen zu lernen sind. Ausgehend von kleinsten Sprachschnipseln werden hier immer komplexere Sätze zugespielt, die die Lernenden mit steigenden Fähigkeiten vor jeweils größer werdende Anforderungen stellen. Der Clou dabei ist ein doppelter: Erstens werden diese Sätze aus dem Internet entnommen, zweitens verläuft der Lern- und Korrekturprozess ganz wesentlich auch über die gegenseitige Hilfestellung der Lernenden selber. Denn diese entscheiden über die jeweils korrekteste Übersetzung in einem Abstimmungsprozess, der sie gleich auch in Lehrende verwandelt. Und noch verrückter: Die übersetzten Sätze werden dann gleich dafür verwendet, eine ganze Internet-Sprachversion in eine andere zu transponieren. Das geht, weil bei duolingo inzwischen weltweit Millionen mitmachen und dementsprechende Mengen produzieren. Für Lehrende der alten Schule dürfte hiermit keinesfalls das Totenglöcken läuten. Sie werden weiterhin gebraucht: Als Softwareentwerfer und vor allem als Moderatoren, denn so ganz autonom läuft der Lern-Prozess nun auch wieder nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass das Grundprinzip, also das Lernen gleich auch als Produktionsfaktor für neues Wissen zu nutzen, auch in anderen Bereichen zu verwenden ist.

3 Kommentar(e)

  • Landes
    22.01.2016 10:46
    Rezension

    http://snarkynomad.com/a-thorough-duolingo-review-after-finishing-all-of-french/

  • L. Landes
    19.03.2014 10:21
    Meine Erfahrung

    Ich steuere hier mal kurz meinen ersten Eindruck "klassisches Lernern" mit Lehrer (VHS) vs. duolingo bei, da ich gerade anfange, Portugiesisch zu lernen.
    Die VHS-Lehrerin ist überaus sympathisch und engagiert, die Gruppe dort mit 10 Personen erfreulich klein. Der Output einer Doppelstunde à 90 Minuten ist dabei geradezu lächerlich gering - verglichen mit derselben Zeitinvestition bei duolingo investiere.
    Dort kann ich gleichzeitig lesen, hören und schreiben üben. Der Nachteil des Alleinlernens aus Analogzeiten, nämlich das fehlende Hören korrekter Aussprache, fällt vollkommen weg. Der Nachteil der "Sitzung vor Ort" auch, nämlich der, dass ich selbst von den 90 Minuten nur einen Bruchteil wirklich aktiv selbst gefragt bin (Sätze bilden, antworten etc). Wenn dieser Zeitanteil durch die Lehrerin gesteigert wird, z.B. durch Gruppenarbeit, fehlt wiederum das ständige Korrektiv (eben die Lehrerin, die permanent korrigiert).
    Fazit: Ich überlege ernsthaft, den VHS-Kurs abzubrechen. duolingo ist absolut perfekt. Hören, schreiben, verstehen - und das noch innerhalb eines sehr motivierenden quizartigen Rahmens, der permanente Erfolgserlebnisse verschafft. Bei mir vergeht kein Tag mehr ohne - was ich von den drögen VHS-Hausaufgaben nicht behaupten kann...

  • Sabine Scherz
    14.01.2014 10:46
    Duolingo vs. MOOCs

    Dass Moocs in die Krise zu kommen scheinen, erläutert ein Artikel in der aktuellen ZEIT. Dort wird Bezug auf Sebastian Thrun genommen, der nicht mehr so enthusiastisch wie noch ein Jahr zuvor ist. Die Leute bleiben nicht bei der Stange und beenden die Kurse nicht. Ja woran das wohl liegt? Ein kurzer Blick in die Evolution des Menschen hätte genügt, um MOOCs gegenüber skeptisch zu sein: Der Mensch ist nur zu dem Kulturwesen geworden, weil er stets vom Menschen gelernt hat. Darauf sind unsere Gehirne „programmiert“, wenn man das in diesem Zusammenhang so ausdrücken darf. Lernen geschieht, wenn Neugier angefacht wird und wir in den Flow kommen. Wenn es ein Lehrer/Professor schafft, Emotionen zu transportieren, dann ist das ebenfalls günstig für’s Lernen (sh. Interview Manfred Spitzer: http://www.youtube.com/watch?v=66ENHn8scg0 und John Hattie: „Lernen sichtbar machen“, Schneider-Verlag). MOOCs leisten das nicht und sind deshalb als alleiniges Lehr- und Lerntool ungeeignet. Ihr ergänzender Einsatz dürfte jedoch sinnvoll sein.


    Duolingo ist da schon geschickter programmiert. Es vermittelt z.B. Emotionen und passt sich der jeweiligen Lernstufe an. Eine ganz schön trickreich und gut gemachte Simulation. Aber eben nur das. Die Persönlichkeit des Lehrers fehlt. Das ist der ganz entscheidende Punkt. Bei Duolingo bleiben die Lernenden sicher länger dabei als bei den MOOCs. Aber wie lange wirklich? Die „Effectiveness Study“ über Duolingo (http://static.duolingo.com/s3/DuolingoReport_Final.pdf) zeigt, wie effektiv Duolingo sein kann. Das zweifle ich nicht an. Das Problem ist jedoch, dass die Leute an einer Studie teilgenommen haben. Das bloße Teilnehmen ist schon eine Motivation. Abgesehen davon gab es noch 20$ für alle, die bis zum Ende dabeiblieben.

    Zu Beginn der Studie waren es 196 Teilnehmer, den abschließenden Test machten 88 Personen. D.h. 45% haben unter den o.g. Bedingungen durchgehalten. Auf jeden Fall bedeutet das, das der Schwund der Teilnehmer auch hier enorm ist.


    Duolingo ist sicher auf einem Weg, ein gutes Lerntool zu werden. Aber es simuliert nur eine reale Lernumgebung. Und ich bin skeptisch, dass Lehrern in Zukunft die Rolle von Softwareentwerfern oder Moderatoren zukommen wird. Kein Computerprogramm kann einem Lernenden mal einen Klaps auf die Schulter geben und sagen: “Das schaffst du schon“, oder „Gut gemacht!“. Und genau darauf kommt es an.

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