arthistoricum.net

Der Band ist zwar schon vor einigen Monaten erschienen, aber ich habe ihn gerade erst ausgepackt und hineingelesen. Egal ob Aufbau und Struktur des Bandes eher auf Herausgeber oder Autor zurückgehen – jedenfalls 'chapeau'! Es sind alle denkbaren Fragestellungen und Perspektiven einbezogen. Großartig ist zugleich das Festhalten am Monument. Die ausgewählten (50), chronologisch angeordneten (danke!) Bauten werden gleichermaßen als Exempla wie als ganz individuelle Manifestationen künstlerischer, religiöser, sozialer und wirtschaftlicher Produktion dargestellt. Die Zahl der Bauten ist nicht riesig, aber man hat das Gefühl, alles Wichtige der neuzeitlichen europäischen Architektur gesehen zu haben.

Wie sehr Architektur nur in einem Geflecht von wechselseitigen Abhängigkeiten denkbar ist, sieht man auch an den ständig wiederkehrenden (gestalterisch etwas nervenden) Pfeilverweisen mit Kapitelnummern im Text, mit denen auf Vorbilder, übergeordnete Entwicklungen und andere Bezugsthemen verwiesen wird. Dabei werden keine eingefahrenen Interpretationsmuster bemüht. Wittkower und Pevsner – so brillant sie waren – können wir jetzt endgültig in die Büchervitrine stellen.

Der Zitationsstil (Autor und Jahr in Klammern im Text) irritiert zunächst, ist aber vielleicht auch in der Kunstgeschichte angesichts eines immer knapperen Kommunikationsstils die Zukunft. Wo wir bei der Form sind, jetzt noch ein bisschen Gemecker: Das Layout der WBG muss  – darüber kann es gerade unter KunsthistorikerInnen keine Diskussion geben – einfach als entsetzlich bezeichnet werden: Hässliche und dazu noch wechselnde Schrifttypen, pastellfarbene Fußleisten, farbige Bildunterschriften, Überschriften mit Schattenwurf – um nur einige der typografischen Grausamkeiten zu nennen, die leider durch die eher mäßige Qualität der im Gegenzug konsequent schwarz weiss gehaltenen Bilder nicht wett gemacht werden.

Fazit: Toller Text – schlimm präsentiert. Neugier geweckt? Ah ja, es handelt sich um "Meinrad v. Engelberg, Die Neuzeit 1450-1800, Darmstadt 2013 in der von Christian Freigang herausgegebenen neuen WBG Architekturgeschichte.