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Petition zum Erhalt der Künstlersozialkasse

Der Aufruf, der gerade durchs Netz schwappt, eine Petition zum Erhalt der Künstlersozialkasse (KSK) mitzuzeichnen, betrifft auch viele Kunsthistoriker.

Nicht nur sind wir es, die die Vermittlung künstlerischer Werke mittels Wort und Text übernehmen, d.h. wir leben davon, dass Kunst überhaupt produziert wird. Wird die Existenz der Künstler gefährdet, dann betrifft dies auch unsere Arbeit. Außerdem sind einige Kunsthistoriker selbst in der Künstlersozialkasse als Autoren, Dozenten oder Öffentlichkeitsarbeiter versichert. Soweit mir bekannt ist, versucht der Verband Deutscher Kunsthistoriker schon längere Zeit, den Weg zu einer grundsätzlichen Aufnahme freiberuflicher Kunsthistoriker in den Bereich „Wort“ der KSK zu ebnen.

Galerien und Museen profitieren in hohem Maße von selbstständigen Kunsthistorikern, da sie sich die Sozialabgaben sparen, wenn sie diese über Werkverträge oder auf Stundenbasis beauftragen, statt Mitarbeiter fest einzustellen. Dass dieses Verfahren – auch in Zeiten, wo gerade Galerien des mittleren und unteren Preissegments unter der Wirtschaftsflaute leiden und Museen stetig mehr Personal benötigen, aber gleichzeitig sparen müssen – immer mehr um sich greift, dürfte bekannt sein.

Um klar zu machen, was das für viele selbstständige Freiberufler heißt: Die Krankenkassen gehen im Fall, dass ein Selbstständiger sich bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichern muss (meistens kommt eine Privatversicherung nicht infrage), auch den Anspruch auf Krankengeld wahrnehmen möchte, von einem Mindesteinkommen von zurzeit 3.937,50 Euro aus. Es gibt Härtefallreglungen, die aber bedeuten, dass im Krankheitsfall kein Krankengeld ausgezahlt wird. Mit dem Pflegegeldsatz muss der Selbstständige ca. 670 Euro monatlich aufbringen. Für andere Freiberufler wie Ärzte und Rechtsanwälte ist das sicher kein Problem. Dass das in den wenigsten Fällen bei Einkommen, die im Jahr bei (laut Künstlersozialkasse) unter 15.000 Euro liegen, möglich ist – und das betrifft Künstler, Musiker, Journalisten, Grafiker etc., dürfte klar sein. Hier eine Übersicht über die Verdienste in diesen Branchen.

Dank der KSK zahlen die Mitglieder ähnlich wie andere Arbeitnehmer nur die halben Beitragssätze für Krankenkasse, Pflegeversicherung und Rentenversicherung. Die andere Hälfte übernimmt die KSK aus einem Bundeszuschuss und Prozentsätzen, die sie sich von den Auftraggebern (wie u.a. Verlage, Presseagenturen und Bilderdienste, Theater, Orchester, Galerien, Museen etc.) holt.

Existenzgefährdend für die KSK ist nun – in Kurzfassung –, dass weniger „Verwerter“ ihrer Abgabeverpflichtung nachkommen und die Deutsche Rentenversicherung sich nicht in der Lage sieht, Überprüfungen durchzuführen.

Das ganze System wäre sicher reformbedürfig, doch angesichts starker Lobbyverbände der Auftraggeber wird es für die in der KSK Versicherten wahrscheinlich zu keiner befriedigenden Lösung kommen. Es betrifft jedoch allesamt Personen, die das Kultursystem dieses Landes am Laufen halten, ganz besonders auch die Journalisten, die zunehmend vom Stellenabbau in der Printbranche betroffen sind.

4 Kommentar(e)

  • Maria Effinger
    30.07.2013 16:57
    Keine Zensur

    Sehr geehrte Frau Wohlwend,

    es tut mir sehr leid, dass bei Ihnen der Eindruck entstanden ist, wir würden Kommentare zensieren. Im Gegenteil, wir haben gerade vor einigen Wochen umgestellt auf "nicht moderiert", so dass alle Beiträge und Kommentare ohne die Zwischenstation über die Redaktion sofort online sind. Ich fürchte, Sie haben beim Abspeichern etwas falsch gemacht, so dass dieser deshalb nicht online gegangen ist.
    Wenn also wieder so etwas passieren sollte, wenden Sie sich bitte an die Redaktion und wir überlegen gemeinsam, woran es liegen könnte.

    Mit freundlichen Grüßen
    Maria Effinger
    UB Heidelberg

    • Boris von Brauchitsch
      05.09.2013 11:21
      Finanzierung der KSK

      In Zeiten, in denen der Kunstbegriff allgegenwärtig bemüht wird und jeder sich als Künstler fühlen darf, bleibt der Künstlersozialkasse nichts übrig, als streng zu prüfen, wen sie aufnimmt.
      Dass da im Einzelfall auch mal Fehlentscheidungen getroffen werden, steht außer Frage. Dennoch gleich gegen die KSK zu wettern, scheint mir nicht angebracht.
      Es gibt klare Gesetze zur Finanzierung der KSK und dazu gehört eben auch, dass Unternehmen, die Künstler und Kunsthistoriker beschäftigen, ihren Beitrag leisten. Lange Jahre haben sehr viele Arbeitgeber diesen Beitrag nicht entrichtet - jetzt, wo endlich schärfer geprüft wird, fällt mancher aus allen Wolken. Das aber ist wirklich nicht der Fehler der KSK.

    • Bettina Wohlwend
      31.07.2013 09:05
      Andere Erfahrungen

      2. Versuch eines Kommentars.
      Meine Erfahrungen mit der KSK sind völlig anders. Als Inhaberin eines Kunstportals betreibe Kunstvermittlung, indem ich Künstlern, Galerien und Museen eine Plattform biete, sich zu präsentieren, und dies größtenteils kostenlos. Trotzdem muss ich in die KSK einzahlen, da ich auch eine freie Kunsthistorikerin beschäftige, die selbst gar nicht bei der KSK ist. Daher weiß ich, wie hartnäckig die KSK alljährlich die Beiträge einfordert.

      Ich selbst wurde nicht aufgenommen und muss nun trotz minimalem Einkommen mich selbst versichern - wie übrigens alle selbstständigen Einzelunternehmer, Start-Ups und Freiberufler. Daher weiß ich auch, dass die Krankenkassenbeiträge zwar sehr hoch sind, jedoch keine 670 Euro betragen.

      Insofern gebe ich Ihnen Recht, dass das System dringend reformbedürftig ist, allerdings nicht zugunsten der KSK.

      B. Wohlwend

  • Bettina Wohlwend
    30.07.2013 14:59
    Zensur

    Ich bin Abonnentin dieses Blogs, da ich immer wieder interessante Beiträgen finde. Nun bin ich aber überrascht und irritiert, dass hier offenbar eine Zensur der Kommentare stattfindet. So wurde mein letzter Kommentar z.B. nicht veröffentlicht.

    Schade.

    B. Wohlwend

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