blog.arthistoricum.net

Schuster, bleib bei deinen Leisten...Wie die Kunstgeschichte zur Plaisirforschung wird

Schuster, bleib bei deinen Leisten...Wie die Kunstgeschichte zur Plaisirforschung wird nach oben

Am Donnerstag, den 29.11.2012 druckte die Süddeutsche Zeitung eine Rezension des Historikers Stefan Rebenich über Horst Bredekamps neuen Band zu Leibniz und dem Barockgarten Herrenhausen ab. An diesem Umstand mag zunächst verwundern, dass neuerdings nicht mehr Kunsthistorikerinnen/er über neu erschienene Fachliteratur ihrer Disziplin berichten, sondern das Feld von der Geschichtswissenschaft bestellt wird. Noch mehr ist man aber irritiert, wenn der Rezensent in der ganzseitigen Besprechung den äußerst kontroversen Band Bredekamps nicht fundiert und zusammen mit populärwissenschaftlichen Publikationen zur Gartenkunst bespricht. Dies sei noch alles verzeihlich, wenngleich man wohl nach dem Erkenntnisgewinn fragen dürfte. Dass der Rezensent, der nie ein Buch zur Gartenkunsthistoriographie verfasste, allerdings die Behauptung aufstellt, dass der 1914 (!) erschienene Band zur Geschichte der Gartenkunst von Marie Luise Gothein als „das Maß aller Dinge“ zu betrachten sei, verwundert hoffentlich den Kunsthistoriker wie Feuilletonleser gleichermaßen. Gotheins Band war zu seiner Zeit sicher verdienstvoll, ihre große Geschichte der Gartenkunst folgt aber einem Narrativ, dass weder methodisch noch theoretisch heutigen Standards wissenschaftlichen Arbeitens genügt. Dass Literatur zu historisieren ist, entgeht dem Historiker leider völlig. Dem nicht genug wird weiterhin so getan, als ob seit 1914 keine wichtigen Veröffentlichungen zur Gartenkunst erschienen seien – jüngst sogar die im Oktober 2012 erschienene Geschichte der Gartenkunst in Deutschland geflissentlich übergangen. Dies zeugt, wenn nicht von Ignoranz, zumindest von der Unkenntnis des Rezensenten. Dass Kunstgeschichte für viele Plaisirforschung ist und alle immer etwas zur Kunst zu sagen haben ist bekannt. Drehen wir doch mal den Spieß um und rezensieren die Werke unserer Nachbardisziplinen. Ganz mutig ohne Kenntnis, dann klappt es sicher auch mit dem Feuilleton...

1 Kommentar(e)

Kommentar

Kontakt

Kommentar

Absenden