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Das MoMA sammelt nun auch Videospiele

Wie ein aktueller Blog-Beitrag von Paola Antonelli berichtet, hat das New Yorker Museum of Modern Art 14 Videospiele angekauft bzw. lizenziert, die in einer Ausstellung im März 2013 nicht nur zu sehen sein werden, sondern aktiv gespielt werden können. Dazu gehören Klassiker wie Pac-Man oder Tetris, aber auch eher nur Kennern bekannte und aktuelle Titel wie Dwarf Fortress, flOw oder das MMORPGEVE Online.

 

Die 14 Titel bilden den Grundstock einer Sammlung von Videospielen, die in den nächsten Jahren um mindestens 40 weitere Titel ergänzt werden soll. Damit erhalten Videospiele endlich die institutionellen Weihen, für die Initiativen wie das Computerspielemuseum in Berlin schon lange tatkräftig geworben haben. Im Hinblick auf die museologischen und konservatorischen Herausforderungen, die diese Sammeltätigkeit mit sich bringt, präsentiert sich das MoMA gut vorbereitet. In Absprache mit dem hauseigenen digital conservation team wurde ein Fahrplan für die Aufnahme neuer Titel in die Sammlung erarbeitet. Jedes Spiel soll in seiner originalen Distributionsform (Cartridge, CD etc.) und mit der originalen Hardware erworben werden. Wenn möglich, soll auch der Quellcode mit aufgenommen werden, um sich die Möglichkeit der Migration des Codes auf neue Hardware zwecks Langzeitverfügbarkeit offen zu halten. Als Alternative wird angestrebt, bereits existierende Emulationen inklusive Hardware anzukaufen. Ebenfalls im Fokus der Sammeltätigkeit liegt die Dokumentation des Spieles selbst wie auch dessen Entstehungsprozesses. Ein Beispiel wären originale Kommentare und Notizen im und zum Code, die den Entstehungsprozess nachvollziehen lassen.

 

Die Frage nach dem künstlerischen Aspekt von Computerspielen beantwortet Antonelli eindeutig: "Are video games art? They sure are, but they are also design [...]". Auf letzterem Aspekt soll der Schwerpunkt bei der Auswahl von Neuzugängen liegen. Die Auswahlkriterien sind daher neben den visuellen und ästhetischen Qualitäten eines Spiels u.a. auch die historische und kulturelle Relevanz, eine innovative Spielregie und eine besondere Eleganz(!) des Programmcodes. Das gesamte interaction design wird  anhand von vier Kategorien geprüft: Behavior, Aesthetics, Space und Time. Angesichts der Bedeutung des MoMA könnten diese Kriterien Schule machen.

 

Diese Entscheidung des MoMA, Videospiele gleichberechtigt neben allen anderen Objekten in seine Sammlung aufzunehmen, ist ein wichtiger Schritt für die Anerkennung des Videospiels als eine Form des künstlerischen Ausdrucks. Vielleicht eröffnen sich durch diese Entwicklung auch mittelfristig für eine neue Generation von Kunsthistoriker/innen neue Betätigungs- und Berufsfelder, die so dringend gebraucht werden.

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