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Das Institut Mathildenhöhe Darmstadt - "A House Full Of Music"

Noch bis zum 9. September zeigt das Institut Mathildenhöhe in Darmstadt die interdisziplinäre Ausstellung A House Full Of Music. Der Direktor Ralf Beil und sein Kuratorenteam Stefan Fricke, Peter Kraut und Thomas Schäfer haben eine Fülle an Material zusammengetragen, mit dem es Ihnen gelingt, einen Einblick in Positionen des 20. und 21. Jahrhunderts zu geben, in denen bildnerische und musikalische Elemente gleichermaßen Eingang in das künstlerische Schaffen finden. Programmatischer Ausgangspunkt des Projektes ist das Werk des amerikanischen Avantgardisten und „Grenzgängers“ John Cage – der 1992 verstorbene Komponist und Happeningkünstler wäre im September 2012 hundert Jahre geworden. Arbeiten von Vorbildern – allen voran Marcel Duchamp und Erik Satie –, Zeitgenossen wie Nam June Paik, Joseph Beuys, Karlheinz Stockhausen oder Dieter Roth und Künstlern der weiteren Entwicklung bis zur Gegenwart bieten ein umfängliches Bild von spartenübergreifenden Kunsttendenzen der vergangenen hundert Jahre.

 

Die Präsentation ist in dreizehn Abschnitte gegliedert. Beginn der Ausstellung ist ein „Prolog“, die weiteren zwölf Stationen vereinen Exponate unterschiedlichster Gattungen und Medien, die unter schlagwortartigen Kategorien subsumiert werden: speichern, collagieren, schweigen, zerstören, rechnen, würfeln, fühlen und denken, glauben, möblieren, wiederholen oder spielen. Über Herstellungsverfahren, Werkstrukturen oder Materialität der Ausstellungsstücke wird eine Zuordnung vorgenommen.

 

Unter der Rubrik „Schweigen“ hängt beispielsweise in Auszügen die Partitur von Cages Komposition 4’33“ (1952), gegenüber ist Robert Rauschenbergs White Painting (Three Panels) von 1951 zu sehen – nach Angaben des Komponisten das entscheidende Vorbild für seine „Komposition der Stille“; daneben wird von Joseph Beuys Das Schweigen (1973) – fünf verzinkte Filmspulen des gleichnamigen Films von Ingmar Bergmann – präsentiert.

 

Die Strategie des „Zerstörens“ in Kunst und Musik belegen eindrücklich Fotografien von Georges Maciunas Aufführung der Soloperformance One for Violin Solo (1964) von Nam June Paik, das Albumplakat This guitar has seconds to live (1973) von The Who, Idris Khans C-Print Struggling to Hear … After Ludwig van Beethoven Sonatas (2005) oder das Musikvideo Autobahn (1983) von den Einstürzenden Neubauten.

 

Es werden weiterhin Partituren von Arnold Schönberg oder Iannis Xenakis ausgestellt, Werke und (Video-)Installationen von Carsten Nicolai und Yoko Ono, Georg Hildebrandt, Peter Roehr, Steve Reich oder Ragnar Kjartansson gezeigt – allesamt Arbeiten, die im ästhetischen Kontext einer Sparte, bildende Kunst oder Musik, meist nur unzureichend zu erklären sind.

 

Die gleichberechtigte Gegenüberstellung von Arbeiten aus den Bereichen Kunst und Musik verdeutlicht eindrucksvoll gegenseitige Beeinflussungen wie auch parallele Entwicklungen der Schwesternkünste. Die Ausstellung „A House Full Of Music“ zeigt einmal mehr, dass visuelle und klangliche Künste in einen gewinnbringenden ästhetischen Dialog treten können. Dieses Potential sollte weitaus häufiger genutzt werden und der Kulturort „Museum“ nicht nur als ein extravaganter Aufführungsort für Musik, die keinerlei Bezug zu den Ausstellungsobjekten aufweist, verstanden werden.

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