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Spurwechsel – Kunst fährt durch die Stadt

Wenn es darum geht, Kunst aus den Sammlungen heraus zu den Menschen zu bringen, denkt man heute meistens an die Vermittlung ihrer digitalen Reproduktionen über das Internet und jetzt vor allem mobile Geräte.

Dass es auch viel direkter geht, zeigt eine ungewöhnliche, von Stephan Brakensiek, dem Kustos der Graphischen Sammlung des Fachs Kunstgeschichte der Universität Trier konzipierte Ausstellung, die heute eröffnet wurde. In losem Kontext mit der in diesen Wochen ebenfalls stattfindenden Heilig-Rock-Wallfahrt, zeigen die Graphische Sammlung und die Europäische Kunstakademie in 30 Bussen der Trierer Stadtwerke je ein Originalkunstwerk. Die Gesamtheit der Ausstellung bewegt sich also wochenlang in ständig wechselnder Konstellation – fahrplanmäßig – durch das Stadtgebiet. Sieht man einmal von Kunst im öffentlichen Raum ab, die zumeist extra für ebendiesen Zweck geschaffen wurde, scheint das eine weitgehend einmalige Aktion zu sein. Es ist schon etwas ganz Ungewöhnliches, eine dreihundert Jahre alte Radierung in einem Bus betrachten zu können. Dabei muss man sich angesichts der heutigen Videoüberwachung von öffentlichen Verkehrsmitteln, die diejenige in durchschnittlichen Provinzmuseen wohl übertreffen dürfte, wegen der Sicherheit wohl kaum Gedanken machen. Die ausgewählten Werke zeigen jeweils Motive, die sich auf das Reisen und Unterwegssein beziehen. Damit ist der Bezug sowohl zur Wallfahrt als auch zu den öffentlichen Verkehrsmitteln gegeben. Aber auch Druckgraphik als Medium, das immer zirkulierte und erst in neuerer Zeit in graphischen Sammlungen ein eher verschlossenes Dasein führt, ist dem Rahmen bestens angemessen.

Wer keine Gelegenheit hat, bis zum 20.5. in Trier mit dem Bus zu fahren, kann sich – freilich ohne die Unmittelbarkeit der Begegnung mit dem Original – hier auch digital einen Überblick über die gezeigten Werke verschaffen (http://www.eka-trier.de/veranstaltungen/ausstellungen.html).

1 Kommentar(e)

  • Hubertus Kohle
    10.04.2012 11:38

    Ich beglückwünsche den Sammlungsleiter zu dieser zukunftsweisenden Lösung. Er war schon als Bochumer Student etwas Besonderes! :)

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