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Output, Output, Output! Zur Lage der (britischen) Geisteswissenschaften

Die FAZ hat heute einen alarmierenden Beitrag (Britische Universitäten: Was dem Tourismus nicht nützt, ist entbehrlich) über die Situation der Geisteswissenschaften an den britischen Universitäten veröffentlicht.

 

Sind Evaluationen in den Geisteswissenschaften auch jenseits Englands nun nichts neues, so sind die Mechanismen der Leistungserfassung, und davon abhängig die Zuweisung von Geldern, dort wie hier offensichtlich hoch fragwürdig. Der Higher Education Funding Council for England (HEFCE) scheint Äpfel mit Birnen zu vergleichen, indem die Natur- und Ingenieurwissenschaften mit den gleichen Merkmalen bewertet werden wie die KollegInnen aus den Geisteswissenschaften.

 

Zudem, so der Artikel weiter, würden in Folge der Leistungserfassung in den Geisteswissenschaften verstärkt weniger qualitativ hochwertige Monographien gefördert denn viele „Journalartikel“ publiziert, um in den Evaluationen besser abzuschneiden, da diese mehr Leistungspunkte garantieren würden. Skepsis hinsichtlich solcher Entwicklungen hat kürzlich auch die DFG in einem paradigmatischen Plädoyer für „Quality over Quantity“ formuliert.

4 Kommentar(e)

  • Der Sachverhalt wird nicht hingenommen, das Thema wird besprochen werden:

    http://artsintimesofcrisis.wordpress.com/

    http://www.inha.fr/spip.php?article3584

  • Agnes Blaha
    09.06.2011 10:22

    Auch wenn die Kritik am steigenden Druck, möglichst viele Publikationen vorzuweisen, sicherlich berechtigt ist, erscheint mir das Ausspielen der "hochwertigen" Monographie gegen den Journal-Artikel wenig sinnvoll.

    Implizit wird hier ausgedrückt, dass die Qualität eines Beitrages von seiner Seitenanzahl abhängen würde - das kann ja wohl nicht so sein. In diesem Fall wären Konferenzbeiträge, die üblicherweise auf eine Vortragsdauer von etwa 20-30 min. beschränkt sind (und damit wesentlich kürzer ausfallen als der durchschnittliche Journal-Artikel), völlig verzichtbar und müssten als Ausreden für professorale Urlaubsreisen von jeder Förderung ausgeschlossen werden.

    Ähnlich sieht es meiner Meinung nach mit der von Hubertus Kohle vorgebrachten Kritik an digitalen Publikationen aus. Sie erinnert stark an die Scheingefechte, die im Bereich des Print-Journalismus gegen die sogenannten Neuen Medien geführt werden, die ja, so die konservative Kritik, ebenfalls zum Niedergang des qualitativen Schreibens führen sollen.

    Entgegen dem an dieser Stelle vertretenen Kulturpessimismus möchte ich deshalb einige mögliche Vorteile des Artikels aufzeigen:

    Die Notwendigkeit, sich kurz und prägnant auszudrücken und sich auf einen zentralen Gedankengang zu beschränken statt alles bisher Gesagte zu wiederholen - von Studierenden gerne gefordert, von AutorInnen umfangreicher Bücher ebenso gerne vernachlässigt.

    Wenigstens im Fall der meisten Journals aus dem anglo-amerikanischen Raum, die auf blind-peer-review beruhen, erfolgt die Auswahl tatsächlich aufgrund des Inhalts - und nicht wegen der Prominenz des Verfassers, die aus verständlichen Gründen für Verleger besonders interessant ist.

    Und nicht zuletzt: Aktualität durch geringere Druckvorlaufzeiten - gerade in der Diskussion zeitgenössischer kunst- und medientheoretischer Fragen scheint mir dies ein nicht zu unterschätzender Faktor zu sein.

  • Hubertus Kohle
    26.05.2011 16:37

    zu JLS
    Ich habe mir erlaubt, zu dem Thema mal etwas politisch völlig Unkorrektes zu schreiben:
    http://www.heise.de/tp/artikel/34/34434/1.html

  • Nach der Lektüre des Artikels möchte man sich doch fragen, wo es bei uns hingeht in puncto staatlicher Förderung der Geisteswissenschaften. Wenn ich mich recht entsinne gab es an der LMU auch einige Fächer die jüngst eingestellt wurden. Bestenfalls verschwanden sie in einem neuen Studienfach oder aber fristen ein trostloses Dasein als Modul in einem der breiten Nebenfächer.
    Den MINT Fächern wird soetwas aber eher nicht passieren. Höchstens mal, dass man eine anwendungsorientierte und wirtschaftsnahe Forschung fordert...

    Das Plädoyer der DFG an sich ist lobenswert, doch stellt man sich die Frage, ob es auch weiterreichende Folgen haben wird.

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