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Tribune de l’art – eingreifende Kunstgeschichte

Das mit durchschnittlich 6.000 Besuchern pro Tag sehr erfolgreiche französische Kunstgeschichte-Portal Tribune de l’art,  das vom rührigen Didier Rykner betrieben wird und zeitverzögert auch in Englisch verfügbar ist, liefert klassische Buch- und aktuelle Ausstellungsbesprechungen. Es ist aber etwas Besonderes durch eingreifende Reportagen, wie seine wirksame Infragestellung der Zerstörung von Baudenkmälern, Vernachlässigung von Museen und der fragwürdigen Expansionspläne des Louvre (Abu Dhabi, Lens) zeigt. Der Jahresrückblick 2009 kann als Kostprobe gelesen werden, da er an wichtige Themen erinnert und Verlinkung zu Artikeln des o. g. Spektrums liefert. Als Beispiel der Artikel zu bedrohten Museen sei hier auf den zum Cabinet des médailles de la Bibliotheque Nationale verwiesen.

 

Das Portal scheint sich durch unaufdringliche Werbung (ohne Spam) von Verlagen und Galerien finanzieren zu können. Ein kostenloser Hinweis auf neue Nachrichten erfolgt per RSS-Feed oder eine wöchentliche Mail.

 

Eine Publikation dieses Profils, welche sich nicht mit nachträglichem Beklagen begnügt, sondern die eigenen Kenntnisse einsetzt, um kunstpolitische Fehlentwicklungen zu verhindern, fehlt leider in Deutschland. Vielleicht wirkt der Blick über Grenzen aber auch hier anregend.

 

2007 lud das renommierte Sterling Clark Art Institute übrigens zu einem Treffen internationaler Kunstgeschichte Portale ein, das weitere solche Vergleiche erlaubte.

 

12 Kommentar(e)

  • Volker Schümmer
    17.11.2010 11:08

    @JLS: die meisten modernen Browser bieten mittlerweile Möglichkeiten an, Farben und Formatierungen (z.B. Schriftart, Schriftgröße) von Webseiten nach eigenenen Bedürfnissen zu modifizieren. So kann man z.B. in Firefox unter 'Extras', 'Einstellungen', 'Inhalt', 'Farben' festlegen, dass Links grundsätzlich in einer bestimmten Farbe (bei Rot-Grün-Sehschwäche wäre z.B. Blau zu empfehlen) angezeigt werden. Helfen diese Einstellungen nicht mehr weiter, wäre über den Einsatz von Screenreader-Programmen nachzudenken, die Sehbehinderten und Blinden die Nutzung von Computern erleichtert bzw. erst ermöglicht. Natürlich soll dies die Anbieter von Webseiten nicht davon entbinden, sich über eine möglichst barrierefreie Gestaltung Gedanken zu machen.

  • Wenn hier schon über die (ästhetische) Gestaltung, und nicht mehr über den Inhalt der Seite gesprochen wird - wie es wohl eigentlich intendiert war, so möchte ich darauf hinweisen, dass ROT überhaupt äußerst ungeeignet für einen Webauftritt ist...vielleicht haben Sie ja schon mal von ROT-GRÜN-SEHSCHWÄCHE oder -BLINDHEIT gehört?
    Wenn nicht dann möchte ich mindestens auf Wikipedia verweisen:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Rot-Gr%C3%BCn-Sehschw%C3%A4che

    Leute die an einer dieser Erkrankungen leiden, dürften überhaupt nicht wahrnehmen, dass da irgendetwas hervorgehoben ist - es ist einfach nur ein gräuliches Grau :)

  • keimelion
    08.04.2010 09:12

    Darf das Logo ggfs. frei verwendet werden oder ist es an eine Lizenz gebunden?

  • >Noch was?

    Ja. Vergessen Sie alles, was ich jemals hier über Wahrnehmung, Geschmack oder Ästhetik geäußert habe. Den Vergleich mit den Gezeiten nehme ich ebenfalls zurück. Wir fangen am besten ganz neu an und setzen bei Null an!

    Bsp.: "Die virtuelle Postkarte: Seelandschaften in komprimierter Form"

    :)

  • Dottore
    20.03.2010 12:01

    >wenn nicht im Augenwinkel die Weltkunstgeschichte in Form eines Flash-Films vorbeizieht

    Nein, das möchte ich auch nicht. Ich fasse lieber zusammen: wir möchten kein zustätzliches Rot... und auch kein Altrosa. Es soll den Sehsinn nicht verletzten, sondern ihm eher Freude bereiten. Aber auch nicht in überborderndem Maße, so dass man ernsthafte Lektüre nicht behindert... Und es soll einen Zusammenhang geben zwischen Layout und Inhalt... das gezeitenartig variabel sein kann, aber nicht muss...

    Noch was?

  • Christian M. Geyer
    19.03.2010 15:34

    Lieber Herr Schümmer

    ich stimme Ihnen vollkommen zu, daß unaufgeregte Websites die Konzentration fördern. In dem Sinn war auch "prägnante Bebilderung" von mir vorgeschlagen worden. Wikipedia schreibt zur Definition:"Ein Ausdruck ist prägnant, wenn dieser trotz Kürze einen hohen Bedeutungsgehalt aufweist. Das Gegenteil der Prägnanz findet sich in Ausdrücken wie Umständlichkeit, Weitschweifigkeit oder Ungenauigkeit." D.h. nur ausgesuchte Bilder, die wesentlich etwas zum Artikel beitragen. Also vermutlich das, was Sie mit Ablehnung einer Flash Hintergrund Bebilderung meinten.

    Sie haben recht, daß Bebilderung heute schon im Blog möglich ist. Aber da hat sich anscheinend ein informeller Standard gebildet, diese Möglichkeit nicht zu nutzen. Und das kann man ja gelegentlich überdenken.

    Wesentliche Denkanstösse liefert die Tribune de l'art allerdings m.E. nicht für das Layout sondern den Inhalt deutscher kunsthistorischer Publikationen. Da scheint es mir wirklich erstaunlich, daß mir keine einzige Publikation in Deutschland einfällt, die sich ähnlich konfliktbereit in kunsthistorisch relevante Fragen der Gesellschaft einmischt. Oder habe ich da was übersehen?

  • Volker Schümmer
    19.03.2010 11:21

    Zum Blog-Layout:

    Die Blog-Navigationsinstrumente 'Letzte Kommentare, Tags, Archiv etc.' nutze ich durchaus öfters, finde sie also ganz hilfreich und würde sie ungern abschaffen. 'Letzte Artikel' scheint mir dagegen in der Tat eher überflüssig zu sein, weil dort ja nur das aufgelistet ist, was man sowieso schon in der Blog-Hauptspalte sieht. Wenn man diesen Container also rauswürfe und 'Kategorien' und 'Archiv' als Drop-Downs realisierte, wäre die Oberfläche schon etwas aufgeräumter.

    Wenn ich mir die in unserer Blogroll gelisteten Blogs ansehe, stelle ich fest, dass wir mit unserer "Textlastigkeit" gar nicht so alleine stehen. Häufig werden bei den anderen jedoch in den eigentlichen Blog-Beiträgen Bilder verwendet, um das Gesagte zu illustrieren. Das ist bei unserem Blog bislang eher selten der Fall, liegt aber nicht an fehlenden technischen Möglichkeiten.

    Bilder, gar animierte, die nicht direkt etwas mit den Beiträgen zu tun haben, halte ich persönlich für verzichtbar. Ich bin immer ganz froh, wenn ich bei der Lektüre eines Textes am Bildschirm nicht durch allzuviel buntes Beiwerk abgelenkt werde. Unser Blog besteht nun mal aus Texten und die lese zumindest ich konzentrierter, wenn nicht im Augenwinkel die Weltkunstgeschichte in Form eines Flash-Films vorbeizieht (das war jetzt etwas überspitzt, klar, das hat hier natürlich niemand vorgeschlagen).

    Über das Layout von "La Tribune de l'Art" kann man ja unterschiedlicher Meinung sein. Für meinen Geschmack ist das viel zu überfrachtet und unübersichtlich.

    Und zum Schluss noch die Frage an Christian M. Geyer: was meinen Sie genau mit "prägnante[n] Bilder[n]" im Kontext des arthistoricum.net-Blogs?

  • Man könnte das Rot und das Grau aus dem Logo mischen und das Ergebnis für Teile eines Musters im Hintergrund verwenden? Das wäre dann Altrosa... also so wie hier:

    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8c/James_Abbot_McNeill_Whistler_011.jpg

    Na ja... Vielleicht überlasse ich das doch lieber Ihnen. Entschuldigung!

  • >Deshalb ist es nicht fair...

    Gut, es stimmt, dass ich unter Missachtung wesentlicher Unterschiede (hier: Blog einer virtuellen Bücherei, dort: Homepage eines Internetjournals) allein das Erscheinungsbild der Seiten miteinander verglichen habe. Es lag mir aber schon lange auf der Zunge, die hiesige Farbgebung des Schriftbildes anzusprechen. Rote Schrift ist mithin das Gewöhnungsbedürftigste was es überhaupt in der Welt der Buchstaben gibt, weil sie die Augen sehr schnell ermüdet und zu Irritationen des Gemüts führt.

    Da sie aber, wenn ich das richtig mitbekommen habe, bereits zu einem Markenzeichen von arthistoricum.net geworden ist, und zumindest das Logo, wenn nicht sogar eine gewisse offenssive Haltung sowie die Präsentation damit assoziiert werden, wäre man wahrscheinlich schlecht beraten, sie unvermittelt rückgängig zu machen. Ich schlage deshalb vor, sie stehen zu lassen und potentiell unausgeglichene Emotionsausbrüche anders aufzufangen. Was mir hingegen (hier wie drüben) sehr gut gefällt - das muss ich auch schon lange loswerden -, ist die regelmäßige Abfolge von Wortbeiträgen, die mich an die wohltuende Wirkung von Gezeiten denken lässt.

    Danke schön. :)

  • Christian M. Geyer
    18.03.2010 16:10

    Lieber Herr Hoyer, danke für den Hinweis auf die Publikation Rykners. Schön zu wissen, dass es weitere Fans der Tribune de l'art gibt! Auch wenn ich den Hinweis nicht als indirekte Kritik an unseren blog gedacht habe, leuchtet diese Lesart von he mir doch ein. Momentan verschenken wir die Hälfte der Seite mit Hinweisen, die ich z.B. fast nie genutzt habe (Letzte Kommentare, Tags, Archiv etc.). Wäre es nicht schön, wenn wir die Technicalities stutzen (z.B. aufklappbare Überschriften) und statt dessen prägnante Bilder zeigen? Immerhin sind wir KUNST- und nicht TEXT-wissenschaftler.

  • Rüdiger Hoyer
    18.03.2010 15:54

    Die Wertschätzung, ja: Begeisterung für die Tribune de l'art, gerade in ihrer Eigenschaft als polemisches Organ, teile ich ganz und gar. Erlauben Sie mir den Hinweis auf Rykners ganz in dieser Linie liegende folgende kleine Publikation:
    Le spleen d'Apollon : musées, fric et mondialisation / Didier Rykner
    Paris : Chaudun, 2008. - 141 S.

    La Tribune de de l'art ist jedoch kein Blog. Deshalb ist es nicht fair, die Layouts zu vergleichen. Das Layout unseres Blogs ist mit Sicherheit keine Standortbestimmung, sondern reflektiert nur den gängigen Stand der Technik.

  • Nachdem man an dieser Stelle dankenswerter Weise nicht einmal mehr über die Luhmannsche Systemtheorie sowie über ihre richtige (!) Auslegung belehrt wurde und die Sprachebene, in der man ästhetische Urteile fällt, teilweise selber bestimmen darf, bin ich so frei, festzustellen, dass die hier empfohlene Internetseite aus dem Nachbarland um einiges attraktiver ist als die hier vorhandene (vgl. auch Artikel über Layout unter http://www.artefakt-sz.net/allerart/gefragt-wissenschaftliche-publikationen-mit-aesthetischem-layout). Sicher hat das strenge Erscheinungsbild der hiesigen Site mit einer notwendigen Standortbestimmung (dem offenen Bekenntnis zum geschriebenen Wort) einiges zu tun. In Zeiten, in denen selbst älteren Semestern nicht klar ist, dass man sich mit diesem Fach in erster Linie für die Sprache (und nicht für das Bild!) entschieden hat, ist es nicht falsch, frühzeitig und medial darauf aufmerksam gemacht zu werden. Doch kann diese, um Inhalte des Fachs besorgte Integrität zusammen mit einer grundlegenden open-access-Auffassung eine tödliche Mischung ergeben, wenn man die schwer nachvollziehbare, negative Ladung mancher Kommentare in diesem Blog in Betracht zieht. Dass hierzulande Gefühl ganz groß geschrieben wird, ist spätestens seit der Romantik für niemanden ein Geheimnis mehr, aber dass Sensibilität gepachtet und Empfindlichkeit an der Beschaffenheit der Schriftunterlage (materiell oder virtuell?) gemessen werden kann, ist mir zumindest neu. Kurz: man kann von den Nachbarn lernen! Bilder können als eye-catcher dem Schriftführer einen Schutz bieten und (angstbedingt?) abgeschlossene Erfahrungspotentiale erweitern. Dadurch könnte mit der Zeit vielleicht der Blick für emotionales wie für geistiges Eigentum jenseits nominaler Grenzen schärfer werden.

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