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Innsbrucker Panorama von Zerstörung bedroht

Ein kurzer Bericht zur leider wenig erfreulichen Lage um das Innsbrucker Panorama, bekannt als 'Riesenrundgemälde zur Schlacht am Bergisel': Leider ist dieses rare Denkmalensemble - es ist neben Den Haag, Altötting und Braine-l'Alleud eines von nur vier weltweit noch existierenden historisch weitgehend ursprünglichen Panoramen - unmittelbar von Zerstörung bedroht.

Innsbrucker Riesenrundgemälde

Im Zuge der Planung eines Museumsneubaus auf dem Bergisel selbst hat sich die österreichische Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur, Claudia Schmied im Januar über einen Bescheid des österreichischen Bundesdenkmalamtes hinweggesetzt (!) und die umstrittene Überführung des Gemäldes in den Neubau genehmigt, womit das historische Ensemble aus Gebäude und Gemälde ein für allemal verloren wäre.

 

Schon im vergangenen Frühjahr hat das Ludwig Boltzmann Institut Medien.Kunst.Forschung. auf die medien- und kunsthistorische Bedeutung des Ensembles hingewiesen (siehe http://media.lbg.ac.at/de/news.php?iMenuID=35&iNewsID=50): Als frühes visuelles Massenmedium stellen Panoramen einen unschätzbaren Wert für die Medien(kunst)geschichte dar: Dass zur Ausstellung eines einzigen Gemäldes ein ganzes Gebäude errichtet wurde, erscheint in Zeiten heutiger Bilderfluten nahezu unvorstellbar. Dies gilt umso mehr, als sich auch der an heutige Massenmedien gewöhnte zeitgenössische Betrachter der Faszination der historischen Panoramen kaum entziehen kann. Sind die Panoramen einerseits Vorläufer des Kinos, so sind sie andererseits Vorläufer virtueller Welten, wie sie besonders in den 90er Jahren - über Head Mounted Displays oder im sogenannten CAVE (einem Raum mit fünfseitiger Rückprojektion, den man mit speziellen 3-D Brillen betritt) gefeiert wurden. Heute geht der Trend sowohl in wissenschaftlichen als auch in künstlerischen Projekten allerdings  eher in Richtung von Projekten, die im Sinne von 'augmented reality' oder 'ubiquitous computing' Datenströme und reale Umwelt überlagern und vielfach verknüpfen.

 

Mehrere Initiativen setzten sich vor Ort für den Erhalt des Denkmalensembles ein, u. a. der "Verein für unser Panorama" (siehe http://www.aktion21.at/index.html?menu=107&id=553) und eine Initiative der Innsbrucker Grünen, die sich nicht nur gegen den Transfer der Leinwand, sondern auch generell gegen den Bau des neuen Museums auf dem Bergisel ausspricht (siehe http://www.bergiselmuseum.info)

 

Auch der International Panorama Council  setzt sich aktiv für eine Abwendung der bevorstehenden Zerstörung ein. Dieser Council ist übrigens das Organ einer sehr aktiven internationalen Wissenschaftlergemeinde, die sich seit langer Zeit der Erforschung und dem Erhalt der noch existierenden Panoramen, Panoramengebäude und -Gemälde widmet und regelmäßig Konferenzen abhält, die nächste vom 29.-31.03.2009 in Brüssel, siehe http://www.panoramapainting.com/

1 Kommentar(e)

  • Dr. Gautron Renée
    23.03.2009 20:06

    Im Namen des Innsbrucker Vereins FÜR UNSER PANORAMA möchte ich sehr herzlich für diesen Artikel danken und generell auch für den Einsatz des Ludwig Boltzmann Instituts Kunst.Medien.Forschung für den Erhalt des Panoramas. Es ist unfassbar, dass sowohl die österreischische Ministerin Claudia Schmied wie auch Tirols Politiker so unemfänglich für die einhellige Meinung der gesamten Fachwelt sind. Aber noch geben wir nicht auf und danken allen, die unsere Petition unterschrieben haben bzw.noch unterschreiben wollen.
    RG Sprecherin des Vereins

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